Halb- und vollautomatische Morsetasten
Halbautomatische Morsetasten
Eine geniale Erfindung und eine besondere Herausforderung
Mit ihnen war es möglich, müheloser, länger und schneller Funkbetrieb abzuwickeln, als mit einer Handtaste. In der Hochzeit der Telegrafie ein großer Fortschritt und eine enorme Erleichterung für den auf seinen Beruf angewiesenen Telegrafisten. Und heute?
Heute ist es die besondere Herausforderung für mich, und sicherlich für viele weitere Funkamateure:
- Die Tasten üben in ihrer Vielzahl an unterschiedlichen Konstruktionen, Formen und Erhaltungszuständen einen starken Reiz aus; nicht ohne Grund gibt es so viele Tastensammler.
Ich kenne selbst Einige, die sammeln, trotz dem sie keine oder nur wenige Morsekenntnisse haben. Man will diese Tasten besitzen!
-Die Fertigkeit, eine solche Maschine bedienen zu können, muss erst einmal mühevoll erlernt werden. Das ist eine echte Herausforderung!
-Der Lohn der Mühen ist das QSO, das meisterlich professionell mit einem Bug gefahren wird:
Nun kann man mitmachen, sich einreihen in die kleine Schar der Könner. Das macht einen stolz, etwas zu beherrschen, was nur wenige können.
Das Grundprinzip fast aller mechanischen Bugs war die automatische Punkterzeugung mittels einer oszillierenden Bandfeder (main-, hair-, contact spring, Schwingfeder) und die manuelle Stricherzeugung mit fest eingestellter Dash-Konfiguration. Eine geniale Weiterentwicklung der mechanischen Zeichengenerierung brachte der Full Automatic Bug Key von Melvin Elbie Hanson aus Kalifornien um 1939, bei der sowohl die Punkt- wie auch die Stricherzeugung automatisiert erfolgen.
" The Melehan Valiant Full-Automatic Bug: ( 1939 - )
Mel Hanson (W6MFY) manufactured this rare and complex bug. Actually consisting of two bugs on the same base, it was capable of making dots AND dashes automatically. They are very hard to find! This one belongs to collector Russ Keinman - WA5Y. [292]."
Eine großartige Erfindung und Meisterleistung von Mel Hanson, die bedauernswerter Weise nur bedingt Verbreitung fand, da die fortschreitenden Entwicklungen in der Elektronenröhrentechnik die E-Bugs hervorbrachten und Hansons mechanische Lösung überrannten.
Der Melehan Valiant Full Automatic Bug
Bild und Textzitat Quelle: www.w1tp.com -Telegraph Museum
Einzelteile eines Bug
deutsche und englische Bezeichnungen
(Fotos u. Vokabelliste: DL8ABH)
1. Punkt-Kontaktschraube ... dot-contact screw
2. Punkt-Kontakt(e) ... dot-contact(s)
3. Stabschwinger/ Vibratorarm ... vibrator/ vibratorarm/ lever bar with rod and spring
4. Schwingungsdämpfer ... damper/ damper with damper wheel
5. Gewichte ... speed weight/ speed weight with clamp screw
6. Höheneinstellschraube ... upper trunion screw/ pivot/ main pivot
7. Strich-Rückführfedereinstellung (im Bild verdeckt) ... dash (coil) spring (adjustment)/
dash-lever tension
8. Punkthebel/ Tastenhebel ... lever arm
9. Tastenknopf/ Taster ... finger piece
10. Strichkontakt(e) ... dash contact(s)
11. Strichkontaktschraube ... dash contact screw
12. Justierung Punkt-Rückführfeder ... dot spring adjust/ dot (coil) spring/ dot lever tension/ dot coil spring tension screw
13. vordere Arretierungsschraube ... left trunion screw/ dot lever stop
14. Punkt-Kontaktfeder ... dot (contact) spring
15. rückwärtige Arretierungsschraube ... right trunion screw/ dash lever stop
16. Stahlfeder ... vibrator spring
17. ( Daumen) -Paddle ... thumb piece
18. Punkt-Rückführfeder ... dot coil spring
19. Grundplatte ... base
Literatur
- Vibroplex: Blue Racer 2000, Standard / Deluxe, Part list 07/15/06
- Nohns, Jens H. -OZ1CAR:" Tuning Your Vibroplex" in:
Smith, T -G4FAI- (HRSG.): Morsum Magnificat (MM), Heft 14 (Winter 1983), S.46
- FUNK + Draht, Beilage zum "Pionier" zur fachtechnischen Ausbildung der Übermittlungstruppen, Bd.29 (1956) Heft 10, Aufsatz "Halbautomatische und elektronische Morsetasten", Oktober 1953, Seite 232-234.
„Justierung und Handhabung einer halbautomatischen Morsetaste“
Anleitung aus dem Jahre 1915 *)
übersetzt und zusammengefasst: DL8ABH
"Eine korrekt justierte, funktionstüchtige Taste braucht -eine sachgemäße Handhabung vorausgesetzt- keine weiteren Einstellungen bei ihrer Verwendung, ausgenommen die Regelung der Geschwindigkeit. Die Überprüfung und Justierung der halb-automatischen Taste erfolgt mechanisch und elektrisch, in dieser Abfolge.
Mechanisch:
- Vorprüfung: Sind Punkt-und Strichkontakte fest und das Kabel unbeschädigt und zugentlastet an den Polklemmen befestigt?
- Sind die Federspannungen korrekt eingestellt: zu schwach, um ihre Aufgabe zu erfüllen, oder zu stark für ein bequemes Handling?
- Bewegt sich der Schwinghebel ohne zu klemmen (Höheneinstellschraube) mit Leichtigkeit, aber ohne zu wackeln?
- Sind die Punkt- und Strich-Kontaktflächen parallel bei gegenseitiger Berührung? (gegebenenfalls zurechtfeilen!)
- Einstellen der Punkt-Kontakte: Rückwärtige Arretierungsschraube (Seite wie Schwingungsdämpfer) verdrehen, bis Stabschwinger ohne Druck den Schwingungsdämpfer berührt; Arretierungsschraube festdrehen. In dieser Position muss der Abstand zwischen den Punktkontakten 1/16 Zoll betragen. Falls nicht: Punkt-Kontakt-Schraube verdrehen, bis es passt, dann Schraube arretieren. Danach Position des Stabschwingers durch Verdrehen der vorderen Arretierungsschraube (selbe Seite wie Punkt-Kontaktbolzen) verändern, bis sich bei Betätigung des Tastenhebels unter langsamer Bewegung des Stabschwingers die beiden Punktkontakte ohne Druck berühren.
Elektrisch:
- Ohmschen Widerstand durch Taste und Kabel messen: erstens, durch den Schalter; zweitens, durch die Strichkontakte; drittens, durch die Punktkontakte, dabei beide Kontakte mit der Hand zusammendrücken. Der Gesamtwiderstand soll in allen 3 Fällen kleiner als 1 Ohm sein.
- Milliamperemeter, Taste und 150 Ohm Relais in Serie mit einem lokalen Telegrafennetz (mit Strom 40- 60 Milliampere) verbinden. Taste steht horizontal.
- In 6er-Gruppen Punkte mit moderater Schwingungsrate geben, so dass die Nadel Zeit hat, wieder zum Nullpunkt zurück zu kommen. (moderat: Geschwindigkeit einer Handtaste mit fünfunddreißig Nachrichten pro Stunde). Der höchste Wert der Milliamperemeteranzeige für jede 6er-Punkte-Gruppe soll zwei Milliampere unter der Hälfte des Wertes bei geschlossener Taste liegen. Fixieren der Punkt-Kontaktschraube, „Punkteprozedur“ zur Kontrolle nochmals wiederholen.
- Zusammengefasst: Wenn der Stabschwinger am Schwingungsdämpfer anliegt, soll der Abstand zwischen den Punkt-Kontakten 1/16 Zoll betragen, und beim Geben einer Sechser-Punktgruppe soll der höchste ablesbare Messwert zwei Milliampere weniger als die Hälfte des bei geschlossener Taste angezeigten Wertes betragen.
- Hinweis - Der Abstand zwischen den Strich-Kontakten ist nicht kritisch: Ein Spalt zwischen den Kontakten von 1/64 Zoll ist ausreichend.
- Eine annähernd genaue Einstellung lässt sich durch die mechanische Prüfung und Justierung allein, ohne die elektrischen Messungen erreichen.“
Literatur:
*) Western Union Telegraph Company: Semi-Automatic Morse Transmitter Adjustment and Operation. Rundschreiben #44, New York, 1915